Übung macht den Meister! Nicht nur in der Schule, auch bei der Feuerwehr heißt es immer wieder Üben, Üben, so wie es an diesem Übungsabend der Fall war.

Diesmal übte die 4. Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr Winsen (Aller) unter der Leitung von Detlef Mönnich an einem nasskalten Donnerstagabend an und im Turm der St.-Johannes der Täufer Kirche in Winsen (Aller).

Detlef Mönnich hatte sich hierzu folgendes Szenario ausgedacht:

Ein Dachdecker, der Ausbesserungen an der Kirchturmeindeckung zu tätigen hatte, ist im Inneren des Turmes abgerutscht und sehr unsanft auf der oberen Ebene aufgeschlagen. Es wurde eine Verletzung der Wirbelsäule angenommen.

Eigentlich würde in so einem Fall eine Drehleiter, die aus Celle angefordert werden müsste,  zum Einsatz kommen, den Verunglückten an einen der Schallöffnungen des Turmes aufnehmen und sanft zu Boden bringen. Doch durch die schlechten Wetterbedingungen war eine Auffahrt auf das Gelände nicht möglich und die Entfernung Straße/ Kirchturm zu groß, um eine Drehleiter zu nutzen.

Nach der ersten Erkundung wurden die Aufgaben verteilt. Der Rettungsdienst hatte den Verunfallten erstversorgt, und mit Hilfe eines Spineboard (Rettungsbrett aus Kunststoff, auf dem der Patient sicher fixiert werden kann) wurde dieser stabilisiert. Jetzt ging es um eine schonende Möglichkeit, den verunglückten Dachdecker aus dem Turm in den Rettungswagen zu bringen. Hierzu kam eine Schleifkorbtrage für den Transport zum Einsatz. Diese ist für den horizontalen und vertikalen Transport geeignet. Der Verunglückte (Übungspuppe) wurde  auf dem Spineboard fixiert und wurde dann mit Gurten in der Trage gesichert. So konnte der  Transport über die einzelnen Ebenen der Turmkonstruktion nach unten beginnen.

Das Tragen der Schleifkorbtrage über die schmalen Stiegen im Turm war nicht zu händeln. So musste mit Leinen und Gerätschaften, die zur Standardbeladung des erst im Dezember 2014 in Dienst gestellten LF 20 (Löschgruppenfahrzeug) und des RW (Rüstwagen) gehören, eine Möglichkeit geschaffen werden, die Trage sanft und sicher in Schräglage über die schmalen Stiegen abzulassen. Nachdem die Leinen im Inneren des Turmes platziert waren, ging die Rettung schnell voran und für den Verunfallten schonend nach unten. Nach kurzer Beratung der Einsatzkräfte auf der Plattform im Kirchenturm wurde eine weitere Möglichkeit in Erwägung gezogen. Das Errichten einer Art Seilbahn, mit einem Mehrzweckzug oder einer Seilwinde des Rüstwagens, um die Trage mit dem Verunglückten sanft nach unten zu bringen oder das direkte Ablassen über eine Leiter. Dieses wurde wieder verworfen und es ging weiter über die schmalen Stiegen im Glockenturm nach unten. In rund 90 Minuten war der Verunglückte im Rettungswagen und wurde in das Krankenhaus zur weiteren Behandlung verbracht.

Diese  Rettungsmethode  ist zwar sehr zeitaufwändig, ist aber eine sehr schonende Möglichkeit, den Verunglückten zu retten. Ferner verhindert sie zusätzliche Verletzungen beim Verunglückten.

Über die dreiteilige Schiebleiter, die gleich zu Anfang in Stellung gebracht wurde und als Alternative gedacht war, ist ein Ablassen der Trage auch möglich. Mit dieser wurde im Anschluss noch das sichere Herablassen von Personen aus großen Höhen geübt.

Dieses Szenario ist wohl nicht alltäglich, doch sie stellt die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr vor Aufgaben und Herausforderungen, die nicht nur körperlichen Einsatz verlangen, sondern sie müssen in solcher Lage auch fähig sein zu improvisieren.

Nur so sind solche Herausforderungen schnell und professionell zu lösen.

Nach Ende der Übungsszenarien und der Nachbesprechung wurde eine positive Bilanz des Übungsdienstes gezogen.

Ferner wurde noch einmal beim Begehen der Dachkonstruktion auf Gefahren bei Brandeinsätzen in Kirchen und kirchenähnlichen Gebäuden hingewiesen

Besonders bedankte sich Detlef Mönnich beim Kirchenvorstand der St.-Johannes der Täufer Kirche in Winsen (Aller) und allen, die diese nicht alltägliche Übung an der Kirche möglich gemacht haben.

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